"Wir haben nicht genug Geräte"
Unter der Rubrik "Für Sie gelesen" stellen wir Ihnen heute ein Interview der Zeitung "Die Zeit" ein, das spannende Information bereithält.
Wärmepumpen sollen das Heizen klimaneutral machen. Die Firma von Dirk Jänichen baut sie ein - wenn es denn welche gibt auf dem Markt. Ein Gespräch über Kosten, Wartezeiten und das Problem mit den Reihenhäusern
DIE ZEIT: Was kostet es, wenn ich in meinem Haus eine Wärmepumpe einbauen lassen will?
Dirk Jänichen: Bei einem normalen Einfamilienhaus mit einer Wohnfläche von rund 150 Quadratmetern muss man mit ungefähr 25.000 Euro rechnen.
ZEIT: Das ist viel Geld. Gibt es Förderprogramme?
Jänichen: Ja. Die Förderung beläuft sich auf 35 bis 40 Prozent. Dann wären wir unter dem Strich bei rund 17.000 Euro für eine betriebsfertige Anlage.
DIE ZEIT: Betriebsfertig heißt, Sie schließen sie auch an?
Jänichen: Ja. Wir kommen, bauen die alte Heizung aus und die neue ein.
DIE ZEIT: Wie lange dauert das?
Jänichen: Ungefähr fünf Werktage. Das ist schon mit Aufwand verbunden.
ZEIT: Gas geht schneller? Jänichen: Ja. Für eine neue Gasheizung brauchen wir etwa zwei Tage.
ZEIT: Was würde eine neue Gasheizung kosten?
Jänichen: Ungefähr 10.000 Euro.
ZEIT: Bei einer Wärmepumpe muss ich mit Zusatzkosten in Höhe von rund 7.000 Euro rechnen?
Jänichen: 7.000 bis 10.000 Euro. Das ist ungefähr die Größenordnung.
ZEIT: Wenn ich heute bei Ihnen ein neues Gerät bestelle, wie lange dauert es bis zum Einbau? Jänichen: Etwa sechs Monate.
ZEIT: Warum so lange? Jänichen: Wir haben nicht genug Geräte. Die Nachfrage ist stark gestiegen.
ZEIT: Brauche ich, damit eine Wärmepumpe funktioniert, noch eine Fußbodenheizung? Jänichen: Das hat sich so in den Köpfen festgesetzt. Aber es stimmt nicht. Die modernen Geräte laufen auch mit Heizkörpern. Sie erreichen eine höhere Vorlauftemperatur als die älteren Modelle.
ZEIT: Was bedeutet "Vorlauftemperatur“? Jänichen: Das ist die Temperatur, die das Wasser hat, wenn es in den Heizkörper strömt. Die alten Wärmepumpen haben vielleicht 50 Grad erreicht, das reicht für eine Fußbodenheizung locker. Heute gibt es Geräte, die 60 oder 65 Grad schaffen. Damit kann man auch konventionelle Heizkörper betreiben. Es gibt inzwischen Anlagen, die sogar auf 70 Grad kommen.
ZEIT: Eignet sich eine Wärmepumpe für jedes Haus? Jänichen: Das muss energetisch schon passen. Wenn zu viel Energie verloren geht, sollte man erst einmal sanieren. Aber die meisten kleinen Einfamilienhäuser sind im Großen und Ganzen geeignet. Auch solche älteren Baujahrs.
ZEIT: Wie alt? Jänichen: Ich würde grob sagen, alles, was nach der Jahrtausendwende gebaut wurde, ist noch in Ordnung.
ZEIT: Was muss ich mit einem sehr alten Haus machen, damit ich es mit einer Wärmepumpe beheizen kann? Jänichen: Dämmen, Fenster, Fassade, Dach. Das sind so die einfachsten Maßnahmen.
ZEIT: Was kostet das? Jänichen: Bei einer Fassadendämmung sind Sie schnell bei 30.000 Euro.
ZEIT: Ist eine Wärmepumpe im Betrieb günstiger als eine Gasheizung? Jänichen: Das hängt von den Preisen für Strom und Gas ab. Im Moment ist Gas günstig, aber das wird sich sicher wieder ändern.
ZEIT: Wie viele Wärmepumpen bauen Sie im Monat ein? Jänichen: Etwa zwei bis drei.
ZEIT: Könnten Sie auch mehr davon einbauen? Jänichen: Im Prinzip ja. Wenn wir mehr Geräte hätten. Die großen Anbieter sagen aber, dass sich die Situation bald entspannen wird. Da werden jetzt Fertigungskapazitäten aufgebaut.
ZEIT: Eine Gasheizung kann ich mir in den Keller stellen, die Wärmepumpe steht draußen. Wie geht das in großen Mehrfamilienhäusern in den Städten? Jänichen: Die müsste dann theoretisch auf dem Dach stehen. Aber in der Praxis ist das schwierig. Sie müssten Abstandsvorschriften einhalten, den Lärmschutz beachten. Deshalb sind auch Reihenhäuser in der Regel ein Problem. Da haben wir manchmal einfach noch keine guten Lösungen. Das muss dann im Zweifel über Fernwärme laufen, aber da kriegen Sie auch nicht so schnell alle angeschlossen.
ZEIT: Die Regierung will den Einbau von neuen Gasheizungen verbieten. Was halten Sie davon?
Jänichen: Die Richtung stimmt, man muss aber schauen. dass man es mit dem Tempo nicht übertreibt. Da müssen jetzt erst einmal die Techniker und Ingenieure in der Industrie ran, damit wir auch die kompliziertesten Bausituationen in den Griff bekommen.
Dirk Jänichen betreibt ein Unternehmen für Heizung- und Sanitärtechnik in Berlin. Er ist Mitglied im Vorstand der Sanitär-Heizung-Klima-Innung in der Hauptstadt. Die Fragen stellte Mark Schieritz.
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